„Mit der Auswertung liegen nun gute Anhaltspunkte vor.“

Interview mit Dipl. Psych. Heike Abt , Institut für Kooperationsmanagement (IKO), zu den Ergebnissen der Literaturstudie

 

Frau Abt, was sind die zentralen Ergebnisse der Literaturanalyse im Projekt „Warum nicht? Studie zum internationalen Jugendaustausch: Zugänge und Barrieren“?

 

Heike Abt: Das zentrale Ergebnis der Literaturanalyse ist eine Übersicht und Kategorisierung der Motivationen, Zugangsmöglichkeiten und – was in meinem Forschungsbereich von besonderem Interesse ist – der Barrieren zur Teilnahme von Jugendlichen an einer internationalen Maßnahme. Diese Übersicht lohnt es sich genau anzuschauen und im Zusammenhang mit der Befragung des SINUS Instituts herauszufinden, ob bestimmte Milieus spezifische Barrieren aufweisen.

 

Können Sie ein Beispiel nennen?

 

Heike Abt: Beispielsweise deuten Beschreibungen von Barrieren wie: „War nicht mit der Schule vereinbar“ oder „Sollte nicht der Karriere entgegenstehen“ für mich daraufhin, dass es für die Betroffenen keine „Mobilitätslücke“ gab, Zeiten also, in denen sie sinnvoll, ohne ihren sonstigen Lebenslauf zu stören, internationale Erfahrungen einbauen können. So etwas sollte uns interessieren.

 

Sie haben die Beschreibungen von Barrieren den schon vorhandenen Studien entnommen. Kann man davon ausgehen, dass diese auch wirklich alle Hindernisgründe abdecken?

 

Heike Abt: Weitgehend ja, weil nicht nur Teilnehmer_innen selbst befragt wurden, sondern auch Expertenmeinungen mit einbezogen wurden. Dennoch möchte ich nicht ausschließen, dass es noch weitere Barrieren gibt.

 

Gibt es Auffälligkeiten, die sich aus der Literaturanalyse ergeben?

 

Heike Abt: Ich denke, dass einzelne Gruppen Jugendlicher und damit die Summe der Barrieren in bisherigen Studien unterrepräsentiert sind. Dies betrifft vor allem junge Leute, die schon in der beruflichen Ausbildung sind, sich in spezifischen Lebenssituationen wie Arbeitslosigkeit befinden oder alleinerziehend sind. Solche Situationen wurden zuvor noch nicht bedacht, deswegen ergeben sich neue Ergebnisse über die unterrepräsentierten Gruppen von Jugendlichen, die wir uns anschauen sollten.

 

Gibt es eine oder mehrere typische Zielgruppen, die man schon jetzt benennen kann?


Heike Abt:
Dazu kann man keine Zahlenaussagen machen, da es unter den Studien nur einen geringen Prozentsatz gab, der sich speziell auf benachteiligte Jugendliche bezogen hat. Wir können also keine Häufigkeiten ableiten.

 

Wie schwierig ist es, aus den Befunden Fragen für die SINUNS Befragung oder die Jugend- und Experteninterviews zu generieren?

 

Heike Abt: Ich finde, dass mit der Auswertung nun gute Anhaltspunkte vorliegen. Die einzelnen Kategorien wie die der Barrieren-Typen lassen sich in mehrere Unterpunkte zusammenfassen. Damit fühle ich mich sehr gut vorbereitet für die Interviews. Bei den Befragungen werde ich die „Nicht-Teilnehmer-Innen“ zuerst offen nach den Gründen fragen, wieso es nicht zu einer Teilnahme beispielsweise an einem Jugendaustausch gekommen ist. Dann können die Kategorien abgefragt und schließlich durch spezielle Fragen wie zum Beispiel „Gab es keine Unterstützung von einer Organisation?“ mit einer möglichen Antwort: „Ja stimmt, da hat mich eigentlich niemand gefragt, ob ich will“ lassen sich auch passive Barrieren herausfinden.
Welche Informationen SINUS den Ergebnissen entnehmen kann und was sie davon umsetzten, werden wir sehen. Hauptziel der SINUS Befragung ist es, erst einmal einen Gesamtüberblick zu teilnehmenden und nichtteilnehmenden Gruppen und deren Milieuzugehörigkeit zu erlangen, nicht primär nach den Barrieren zu fragen. Dieser Forschungsfrage gehen die weiteren Teile der Gesamtstudie nach.