„Wir werden Schlussfolgerungen ziehen, die helfen können, benachteiligte Jugendliche zukünftig verstärkt einzubeziehen.“

Interview mit Dr. Wolfgang Ilg, Leiter des Projekts Freizeitenevaluation, das einen Teil der Zugangsstudie erarbeitet. 

Herr Ilg, Was ist das Forschungsprojekt „Freizeitenevaluation“?

Ilg: Das Forschungsprojekt „Freizeitenevaluation / Evaluation Internationaler Jugendbegegnungen“ hat ein Verfahren entwickelt, das Trägern hilft, Jugendbegegnungen und Jugendfreizeiten mit einer wissenschaftlich seriösen Methode selbst zu evaluieren. Das Projekt besteht seit mittlerweile 15 Jahren und ist eng mit der Technischen Hochschule Köln und anderen Partnern vernetzt. Das Deutsch-Französische und Deutsch-Polnische Jugendwerk und die Fachstelle Internationale Jugendarbeit – IJAB waren an der Entwicklung des Tools beteiligt.

Was ist Ihre Aufgabe bzw. Funktion im Rahmen der Zugangsstudie?

Ilg:  Als wissenschaftlicher Leiter des Projekts führe ich die Auswertung vorliegender Daten durch. In tausenden ausgefüllten Fragebögen aus den letzten Jahren wurden systematisch Erfahrungen von Jugendlichen evaluiert, die an Jugendbegegnungen teilnehmen. Es sind auch Jugendliche dabei, die statistisch gesehen eher selten an Jugendbegegnungen teilnehmen, etwa Jugendliche mit bildungsfernem Hintergrund oder Jugendliche mit Migrationshintergrund. Wir schauen nun, was deren Teilnahme kennzeichnet und was man von den Erfahrungen dieser Jugendlichen lernen kann.

Wie ist der Stand der Auswertung im Moment?

Ilg:  Wir sind leider noch nicht weit genug, um die Daten auswerten zu können. Für 2013 sind die Daten schon zusammen. Die Daten für 2014 – 2016 werden wir im Sommer 2017 vorlegen können.

Welche wichtigen Fragen könnten dann beantwortet sein?

Ilg: Der Fragebogen deckt ein großes Spektrum von Fragen zur persönlichen Wahrnehmung, der persönlichen Entwicklung bis zu hin zu gruppenbezogenen, sozialen Aspekten ab. Wir werden also etwas über die Merkmale und Erfahrungen derjenigen Jugendlichen erfahren, die bislang an Jugendbegegnungen teilnehmen. Überall da, wo die Gruppe der „untypischen Teilnehmenden“ abweicht, kann man Schlussfolgerungen ziehen, die helfen können, benachteiligte Jugendliche zukünftig verstärkt einzubeziehen.

Sie planen auch eine Panelstudie?

Bisher war das Zustandekommen der Daten einigermaßen zufällig, da sich verschiedene Träger unterschiedlich stark beteiligt haben. Hier wollen wir jetzt ein sogenanntes Panel aufsetzen. Wenn die Daten von 2017 da sind, werden wir eine Auswahl treffen von verlässlichen, über die Jahre hinweg möglichst kontinuierlich beteiligten Trägern, die einigermaßen das Bundesgebiet repräsentieren. Die nötigen Erkenntnisse dazu erhalten wir aus den Daten der SINUS Repräsentativbefragung zur Zugangsstudie. Ab 2018 wollen wir dann mit dem entstandenen Standardpanel arbeiten können. Wenn man so ein Panel wirklich über Jahre weiterzuführt, wird es richtig interessant. Dann haben wir sehr verlässliche Daten, aus denen Trends und Tendenzen abzulesen sind.