Zweites Jahrestreffen der Forschungspartner

Es gab erste Einblicke in Forschungsergebnisse und Ausblicke auf laufende Untersuchungen.

Die Forschungspartner der „Zugangsstudie“ trafen sich zum Austausch über die ersten Ergebnisse aus bereits durchgeführten Teilprojekten sowie zum Stand der Vorbereitungen der anstehenden Vorhaben. Darüber hinaus wurden Absprachen getroffen zur Präsentation im Rahmen des anstehenden Deutschen Kinder- und Jugendhilfetages sowie eine erste Veröffentlichung von Untersuchungsergebnissen im Herbst 2017.

Mit besonderer Spannung wurde der Bericht zur Repräsentativ-Befragung von von 14- bis 27-Jährigen erwartet, die vom SINUS-Institut durchgeführt wurde. Die zentralen Forschungsfragen der quantitativen Untersuchung waren: Wer nimmt aktuell die Angebote des internationalen Jugendaustausches wahr und welche Gruppen bleiben ausgeschlossen? Was sind Beweggründe für die Teilhabe bzw. Hemmnisse der Nicht-Teilnehmenden? Wie können bisher schwach vertretene Gruppen für die Angebote gewonnen werden?

Dr. Silke Borgstedt und Maximilian von Schwartz stellten die repräsentative Online- und Telefonbefragung von fast 2.400 Jugendlichen vor. Bei der Erstellung des SINUS-Fragebogens konnte auf Ergebnisse einer bereits im Sommer 2016 vorgelegten Literaturanalyse zurückgegriffen werden: Heike Abt vom Institut für Kooperationsmanagement (IKO) hatte eine Sekundäranalyse von Veröffentlichungen vorgenommen, die Hinweise auf Zugangswege und Barrieren zur Teilnahme an einer internationalen Jugendmaßnahme geben.

Die erste Auswertung der Ergebnisse bestätigt, dass die formale Bildung der jungen Befragten einen Einfluss darauf hat, wie häufig diese die verschiedenen Möglichkeiten organisierter Auslandsaufenthalte nutzen. Die weiteren Auswertungen – auch unter Berücksichtigung der sieben sogenannten SINUS Lebenswelten-Typologie – werden hierzu noch interessante Details erbringen. Ein besonders wichtiger Aspekt wird die Analyse der Gründe sein, nicht an einem Auslandsaufenthalt teilzunehmen, obwohl man von der Möglichkeit wusste.

Heike Abt berichtete von den Vorbereitungen für die geplanten Tiefeninterviews mit jungen Leuten, die bisher keine Erfahrungen mit betreuten internationalen Jugendmaßnahmen hatten. Mit Hilfe eines teilstrukturierten Interview-Leitfadens sollen, meist über mobile Endgeräte, in etwa 50 einstündigen Gesprächen mögliche Gründe herausgearbeitet werden, die die Jugendlichen von einer solchen Teilnahme abgehalten haben. Die bereits geführten Probeinterviews sind sehr vielversprechend verlaufen, da die Jugendlichen gern über das Thema Auskunft gaben. Ein erster Bericht zur Analyse der Interviews ist im Mai zu erwarten.

Prof. Dr. Andreas Thimmel und Zijad Naddaf von der TH Köln führen mit Unterstützung von Judith Dubiski eine Befragung von Expert*innen der Internationalen Jugendarbeit in Deutschland durch, die deren Sichtweise zu bestehenden Zugangsbarrieren einbringen wird. Bei der Auswahl der 20 bis 30 InterviewpartnerIinnen wurden die komplexen Trägerstrukturen und unterschiedlichen Ebenen der deutschen Förderlandschaft berücksichtigt. Die Experteninterviews sind ein weiterer Baustein, um die derzeitigen Zugangsbarrieren der jungen Leute herauszuarbeiten, die in den angebotenen Maßnahmen unterrepräsentiert sind.

Mit „untypischen“ Teilnehmenden beschäftigt sich Dr. Wolfgang Ilg vom Projekt Freizeitenevaluation. Er bereitet derzeit eine Sonderauswertung von bestehenden Datensätzen vor, die aus der von ihm entwickelten Befragung von Teilnehmenden an Internationalen Begegnungen stammen. Auf diese Weise sollen mögliche Gründe analysiert und Rahmenbedingungen identifiziert werden, die diese Jugendlichen zu einer Teilnahme bewogen haben.

Außerdem wird Dr. Ilg eine Studie durchführen, die auf einer eigenen Datenabfrage über die digitale Plattform zur Evaluation Internationaler Jugendbegegnungen (i-EVAL) beruht. Es ist geplant, hier längerfristig eine Panelstudie zu etablieren. Derzeit werden Träger bundesweit gesucht, die sich ab Mai 2017 über i-EVAL an der Zugangsstudie beteiligen.

Nach Vorliegen aller Ergebnisse der verschiedenen Teilprojekte werden unter Federführung der TH Köln Handlungsempfehlungen für die verschiedenen Bereiche der IJA entwickelt, voraussichtlich auch unter Einbeziehung von Ergebnissen anderer, aktuell laufender deutsch-europäischer Forschungsprojekte; hierzu fand im November 2016 ein erstes Treffen statt.

Auch die Öffentlichkeitsarbeit zum Projekt läuft: Neben einer Präsentation auf dem 15. Deutschen Kinder- und Jugendhilfetag soll es im September 2017 ein Pressegesprächs geben, auf dem Medienvertreter über zentrale Forschungsergebnisse informiert werden.

Zum Abschluss des Forschungsprojektes „Zugangsstudie“ ist eine Buchpublikation geplant, deren Konzeption Dr. Helle Becker übernimmt. Wichtiger Bestandteil werden Handlungsempfehlungen für die Praktiker sein. Hier werden auch Anregungen des Beirates sowie Ergebnisse anderer aktueller Forschungsprojekte einfließen.